Das tapfere Schneiderlein
»Prinzessin mit Pfeffer!
Modernes Musiktheater unterhaltsam,
witzig, überzeugend.« Sächsische Zeitung
Prinzessin mit Pfeffer
Mit guter Laune gegen den Rest der Welt lassen Avantgarde-Komponist Mitterer und die Dresdner Kunsthochschulen „Das tapfere Schneiderlein“ los. Und ganz nebenbei erbrachten sie auch den Nachweis, dass modernes Musiktheater unterhaltsam, witzig, überzeugend, leicht und auch oder vielleicht gerade für Kinder, von unmittelbarer Wirkung sein kann.
Die jungen Sänger […] finden stets den richtigen Ton, die Intentionen des Komponisten lebendig werden zu lassen. Sinnvoll unterstützt dabei von Regisseur Kay Link. Der führte sie zu einer frisch überzeichneten Spielweise. Ausstatter Dennis Ennen entwarf dazu eine stark reduzierte, leicht verwandelbare und fantasieanregende Bühne. Die Darsteller fühlen sich in diesem Umfeld sichtlich wohl und spielen mit großem Elan. SZ
Köpfchen statt König
Ein Hauch von Rock n' Roll: „Das tapfere Schneiderlein“ von Wolfgang Mitterer beweist, dass moderne Oper auch für Kinder taugt
Es kam einmal ein Komponist nach Dresden, dem wurde dort ein kleines Festival mit Orgelspiel und Diskussionen ausgerichtet, zum Höhepunkt erklang am Sonntagnachmittag die Aufführung seiner Märchenoper „Das tapfere Schneiderlein“. Dieser Komponist trägt den Namen Wolfgang Mitterer, wurde 1958 in Österreich geboren und schert sich nicht sehr viel um die Erwartungen von Intendanten und Generalintendanten, wie die Könige mancher Theater genannt werden. Daher können die ihm auch nicht gefährlich werden.
Wolfgang Mitterer beschäftigt sich lieber mit Improvisation und elektroakustischer Musik. [...]
Gelungen ist diesmal aber nicht nur Spiel und Gesang sowie alle Gewerke von der Regie (Kay Link) über Bühnenbild, Kostümschneiderei, Maske und Licht bis hin zur Live-Elektronik, sondern obendrein ein Spaß für die ganze Familie.
Mitterer, wohl weil er sich explizit an junge und junggebliebene Leute von sechs bis 99 Jahren richtet, nahm sein Publikum ebenso ernst wie die eigenen Ambitionen. Und bewies, dass dies kein Gegensatz ist. Die Samples und Mehrkanaleinspielungen suggerierten unabhängig von Alter und jeweiliger Theatererfahrung Gefühle für Zeit und Raum sowie für konkrete Situationen. Ob eingangs der Wind oder später beim Marmeladenbrot die Fliegen – die Geräuschkulisse blieb stimmig und geriet nie zum Selbstzweck. [...] Auf der variablen und sehr assoziativen Bühne, die Dennis Ennen mitsamt den spielerisch überzeichneten Kostümen gestaltete, sah man erst nur die Schneiderstube, blickte dann in den Königspalast und gleich darauf in den Märchenwald, wo allerlei Unheil aufs Schneiderlein wartete.
Bestätigung auch vom Publikum und nicht zuletzt vom siebenjährigen Knaben neben mir: Höchst konzentriert und fasziniert verfolgte er das bekannte Geschehen wie die neue Musik. Die Gags in der Handlung sowie das sehr engagierte Ensemble haben ihn sichtbar amüsiert.
Dresdner Neueste Nachrichten
Wolfgang Mitterer komponierte diese Oper für jung und alt 2006 für die Wiener Taschenoper, das Libretto stammt von Helga Utz. Mitterers Spezialität sind Samples, etwa aus Tierstimmen, Maschinen, Motoren oder auch einfach kurze Ausschnitte des klassischen Repertoires, diese kommen auch im "Schneiderlein" nicht zu kurz: Aus Fliegengesumm, Wildschweingrunzen, Riesengeschnarch und Hochzeitsglocken entsteht gemeinsam mit Sängerstimmen, Kontrabass und Keyboard eine sinnliche, dreidimensionale Klangwelt, die für Jung und Alt die Geschichte des kleinen Schneiders unmittelbar erlebbar macht.
Auf die Frage, ob er für Kinder anders komponiere als für Erwachsene, antwortete Mitterer einmal: "Kinder verstehen subtilere Melodieführungen sicher unmittelbar sofort und müssen nicht mit Tra-tra-Banal-Melodien, womöglich noch laut verstärkt, an die Wand geprügelt werden. Sicher, da geben sie eher Ruhe. Aber frage nicht, was nachher los ist. Ich habe nur unbekümmerte 3- bis 6-Jährige kennen gelernt und viele bekümmerte Erwachsene. Kinder können sich sicher gut in das Wesen des Schneiderleins hineinversetzen. Ich liebe das tapfere Schneiderlein. Das Schneiderlein hat auch Angst in allen Facetten vor den starken Tieren und großen Riesen. Es weiß, dass es scharf nachdenken muss, wie es die Probleme lösen kann. Aber es bleibt gelassen. Ein schöner Zug, sehr lebensbejahend."
Kay Link arbeitete bereits im Jahr 1999, damals noch als Assistent, bei der Oper "Ka und der Pavian" am Staatstheater Darmstadt mit Wolfgang Mitterer zusammen.
»Diese „kleine Oper“ [bietet] Kindern und anderen neugierigen Menschen die Möglichkeit, Erfahrungen mit neuen Klängen zu machen. Immerhin ist nicht nur Lesen, sondern auch genaues Hören in bildlastigen Zeiten eine Fähigkeit, die entwickelt und gepflegt werden muss.« Neue Zürcher Zeitung
»Mitterer schafft ein klingendes Bilderbuch, bei dem die Riesen nicht sprechen, sondern durch Instrumente und Geräusch murmeln, schnarchen und brummeln. Jeder Affekt, jede Stimmung und Erregung wird unmittelbar musikalisch kommentiert und ironisiert.«
NDR Kultur