Serse

Opera in tre atti von Georg Friedrich Händel

»Detmold ist mit der Inszenierung von Kay Link ein ganz großer Wurf gelungen... Facettenreiche Nuancen... Schlaue und fantasievolle Regie« Lippische Landeszeitung

»Bemerkenswerter Opernabend.
Standing Ovations.« Das Opernglas

»Man sitzt drei kurzweilige Stunden staunend in einer großartigen und verblüffend aktuellen Barockoper, die ganz gegenwärtig erscheint.«
Online Musik Magazin

»Praller Opernabend« Oper! Das Magazin

»Dem Detmolder Landestheater gelingt eine überragende Produktion, die ein Ausrufezeichen setzt!« theater:pur

Trailer:

Youtube Trailer Serse. Regie: Kay Link

 

Ausschnitt Arie der Atalanta ("Un cenno leggiadretto"), Penelope Kendros:

Penelope Kendros, Arie der Atalanta, Youtube

HIER geht's zu zwei Teasern mit dem Hauptdarsteller Maayan Licht

Ein ganz großer Wurf

Dem Landestheater Detmold ist mit der Inszenierung unter Leitung von Kay Link ein ganz großer Wurf gelungen. Nicht nur der Stargast des Abends Maayan Licht brillierte als Xerxes, das gesamte Ensemble mit seinem hervorragenden Orchester unter Leitung von Per-Otto Johansson überzeugte in facettenreichen Nuancen. [...]

Die schlaue und fantasievolle Regie machte die dreiaktige Oper trotz ihrer Länge zu einem kurzweiligen Erlebnis für alle Sinne und spannte einen großen Bogen.

Die Handlung vom Perserkönig Xerxes spielt vor zweieinhalbtausend Jahren und wurde unaufdringlich durch neuzeitliche Requisiten aktualisiert. Das fantastische Bühnenbild von Olga von Wahl hatte einen barocken Touch, wirkte aber trotzdem modern. Es führte in eine Bildergalerie, die schnelle Umbauten ermöglichte, ohne den Spielfluss zu stören. Auf üppige Barockkostüme wurde verzichtet, wodurch die Protagonisten agil auf der Bühne agieren konnten.

Maayan Licht fesselte nicht nur mit seiner beweglichen Stimme, sondern im bauchfreiem Dress auch mit körperlicher Wendigkeit vom Handstand bis hin zu akrobatischen Sprüngen. Ein Countertenor in so wunderschöner Sopranlage (Sopranist) ist eine Rarität und ein Glücksfall. [...]

Die Inszenierung erinnert zu Beginn daran, dass dieses berühmte Largo, das gar keins ist, 1906 bei der ersten Rundfunkausstrahlung übertragen wurde, mit der der Gesang des letzten päpstlichen Kastraten Alessandro Moreschi um die Welt ging. [...]

Xerxes, der sich im Hintergrund mit hübschen jungen Männern amüsiert, kann nicht loyal zu seinem Geliebten stehen und versucht, sich als „echter Kerl“ zu inszenieren, was humorvoll in die Hose geht. Die Zerrissenheit von Xerxes, seine Brutalität und Kriegslust sind somit — wie bei vielen Kriegstreibern — eine Folge unterdrückter Sexualität.

Alle Solisten agierten mit großer Spielfreude und Sangeslust, die das Publikum mitriss. Mit seiner durchsetzungsfähigen Stimme gelangen Maayan Licht dahin schmelzende Kantilenen und rasante Koloraturen in aller Leichtigkeit. In Solokadenzen gönnte er sich so manchen Scherz. Immer wieder zog er mit großem schauspielerischen Können sowie Slapsticks den Habitus des großen Diktators ins Lächerliche und erinnerte an Charlie Chaplin. [...]

Am Ende wiederholt Xerxes ergreifend das Largo vom Anfang, wobei er den Schatten seines Geliebten ansingt. Im Hintergrund zerfällt ein Schlachtengemälde nach dem anderen im digitalen Rauschen der virtuellen Bildergalerie. Die Lebenslüge des Diktators zerfällt. Es ist ein ganz großer Moment der Inszenierung, der ein Zeichen gegen Krieg und für das wahre analoge Leben und die Liebe setzt.

Lippische Landeszeitung

 

Überragende Produktion, die ein Ausrufezeichen setzt!

 

Sich vorzubereiten auf den Besuch einer Händel-Oper gestaltet sich als schwierig. Denn schon die Lektüre der Inhaltsangabe führt meist zu schierer Verzweiflung und Haareraufen. Man wird vor lauter Namen und Handlungsfallstricken ins pure gedankliche Chaos gestürzt. Also besser nichts lesen, einfach ins Theater gehen und sich Händels Musik überlassen. Spätestens nach einer Viertelstunde kann man der Handlung mühelos folgen - und wenn nicht, sich an des Komponisten wunderbarer Fähigkeit erfreuen, Gefühlen und deren Nuancen ganz fein und überaus virtuos nachzuspüren. Für beide Möglichkeiten stoßen Kay Link und sein Regieteam, das singende Ensemble und das Symphonische Orchester unter Per-Otto Johansson die Türen weit auf.

Link verortet den Xerxes in einem Museum, in dem neben Gemälden in russischer Hängung auch moderne Installationen zu sehen sind. Bevölkert wird der Raum von Besucher*innen, die auch einer Vernissage beiwohnen könnten. Außerdem wuseln uniformierte Angestellte und eine unermüdliche Kuratorin durch die Gegend. Mittendrin tummeln sich die Figuren aus Xerxes, interagieren zwar ab und an mit dem Personal, sind aber weitgehend mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Und die heißen im Wesentlichen Liebe und Eifersucht, Verlassenwerden und Einsamkeit, Rachegelüste und Entsagung. Und auch wenn man im sich entspinnenden Intrigengewirr bisweilen die Übersicht verliert, kann man diese Gefühle in den Arien intensiv spüren. Sie gehen einfach unter die Haut.

Dass das so perfekt gelingt, ist auch Kay Links differenziertem Spiel mit den Geschlechterrollen zu verdanken. An keiner Stelle wird nämlich ganz klar, wer Mann und wer Frau ist. Die Protagonist*innen bewegen sich alle im non-binären Spektrum und vielleicht ist gerade deshalb die tiefe Auslotung der jeweiligen Gefühlslagen besonders glaubwürdig und nachvollziehbar. Und was setzt einem solchen Ansatz in einer Barockoper die Krone auf? Ein strahlender Held natürlich. Mit sicheren hohen Tönen, die man bewundert. Oder eine echte Primadonna, der man wegen ihrer traumwandlerischen Koloraturen zu Füßen liegt. Und beides bietet der Detmolder Xerxes. Dazu noch in einer Person: Countertenor Maayan Licht ist strahlend herrischer Kriegsherr und mit irre langer Schleppe auch betörender Vamp. Das alles erinnert sicher nicht ganz zufällig an die Rocky Horror Show. Licht singt nicht nur fantastisch, er ist auch darstellerisch eine absolute Rampensau. Bombastisch! Doch das übrige Ensemble steht ihm an Spielfreude nicht nach. [...]

Ein beglückender Opernabend im Landestheater Detmold, der rundherum zufrieden macht und wieder klar stellt, welch inspirierender Opernkomponist Händel doch ist und zu welch‘ herausragender Leistung ein mittleres Haus wie Detmold fähig ist - ein überzeugendes Plädoyer für die Opern-Kompetenz in Nordrhein-Westfalen.

Thomas Hilgemeier, theater:pur

(HIER finden Sie diese Rezension in voller Länge)

 

Praller Opernabend

In Händels großer Oper "Xerxes" geht so ziemlich alles durcheinander in Sachen Liebe und Gefühle. Wer ist eigentlich was? Schwul, lesbisch, trans, bi? Alles scheint möglich - und sorgt am Landestheater Detmold für einen prallen Opernabend. Gefeiert: der junge, lautstark umjubelte Countertenor Maayan Licht in der Titelrolle.

Oper! Das Magazin online
(Vorab-Rezension)

 

Bemerkenswerter Opernabend

Was ist das für ein Mensch, der, allein unter einer Platane liegend, mit liebevollen Worten und einer sanften Melodie den Schatten des Baumes preist und ihm Frieden wünscht? Ist das nicht ein von der Liebe enttäuschter Mann, der, wenn jemand seine Liebeserklärung “Ombra mai fu“ an einen Baum hört, bespöttelt wird? Genau dies tut Romilda, die die sarkastische Bemerkung macht, er müsse sich mit dem Rauschen der Blätter als Antwort zufrieden geben. Mit diesem seltsamen Auftritt des Perserkönigs Xerxes beginnt Georg Friedrich Händels 1738 in London uraufgeführte Oper »Serse«. Wie aber passt das zu dem Rest der Oper, wo der Monarch sich als höchst willkürlich, wetterwendisch und auch grausam gebärdet?

In seiner Inszenierung des »Serse« für das Landestheater Detmold findet der Regisseur Kay Link eine plausible Antwort auf diese Frage. Er stellt den persischen Großkönig als Träumer dar, der, einen weißen Vorhang umarmend, sich in eine konkrete Welt hinein träumt. Und diese Welt findet in einem Museum statt, in dem Bilder aus den verschiedensten Epochen über- und nebeneinander hängen, in der Mitte so etwas wie ein gewaltiges Schlachtengemälde (Ausstattung: Olga von Wahl). […]

Die Titelrolle konnte in Detmold mit Maayan Licht besetzt werden. Wer den Jungen Sopranisten bereits in Bayreuth Baroque in Leonardo Vincis »Alessandro nell‘ Indie« als neuen Star am Countertenor-Himmel erlebt hat, dessen hohe Erwartungen wurden [...] übertroffen. Unglaublich, mit welcher Rasanz er den exzentrischen Serse spielt und singt. Wie er behend hin- und herwuselt, auf hohe Gerüste springt, zwischendurch auch mal aus lauter Jux und Tollerei einige Meter auf Händen geht. Er gibt dem persischen König den Charakter eines trotzigen Vierjährigen, der sich alles nehmen will, was ihm gefällt – auch Menschen behandelt er so. Er kann es einfach nicht begreifen, dass sich nicht jede Frau seinem Willen fügen möchte. Dann wird er zornig und greift zur Gewalt, auch seinem Bruder Arsamene gegenüber. Maayan Licht hat nicht nur optisch eine enorme akrobatische Bühnenpräsenz, sondern überzeugt auch stimmlich optimal. Aber er ist nicht der einzige Star an diesem bemerkenswerten Opernabend. […]

Das Premierenpublikum spendete begeisterten Applaus und feierte alle Mitwirkenden mit Standing Ovations.

Opernglas

 

Gelungene Produktion

Welch ein heilloses Durcheinander! Man fragt sich: Wer liebt hier eigentlich wen? Zwei Schwestern sind wild auf ein und denselben Mann, zwei Brüder vergucken sich in ein und dieselbe Frau. Aber wer von ihnen weiß eigentlich von den wahren Begehrlichkeiten der oder des anderen? Und: Was heißt hier schon Mann und Frau? In Georg Friedrich Händels Serse geht‘s in Sachen Beziehungen und Geschlechtern ziemlich que(e)rbeet. Drei Stunden Oper, in denen die Verhältnisse längst nicht klar sind und auch die Identitäten gern völlig offenbleiben. Männer stecken da in Frauenkleidung et vice versa. Von wegen binäre Geschlechterrollen! Das ist zwar fürs Musiktheater aus der Zeit des Barock (und auch später) alles andere als ungewöhnlich, dennoch kann das für Verwirrung sorgen. Und dann auch noch die Namen! Allein vier von sieben fangen mit A an: Arsamene, Amastre, Ariodate, Atalante – wer steigt da überhaupt noch durch?

Kay Link stellt sich diesem Chaos. Ohne es eindeutig aufzudröseln. Denn auf der Bühne des Landestheaters im ostwestfälischen Detmold, wo Links Händel-Interpretation im Februar ihre lautstark bejubelte Premiere feierte, bleibt die Gemengelage, wie sie ist: reichlich wuselig. Aber es sind prägnante Bilder, die er erfindet und dank derer die wechselnden Beziehungen erfahrbar werden. Und es sind – dies gleich vorweg – die ausnahmslos großartig agierenden Sängerdarsteller, auf die sich der Regisseur voll und ganz verlassen kann. [...]
Sind wir nicht inmitten einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion in Sachen LGBTQ? Ist die traditionell binär gedachte „Polung“ Mann/Frau nicht längst obsolet? Dieser Detmolder Serse gibt da einiges zu bedenken und zeigt dies auch.

Oper! Das Magazin

 

Die Schatten der Liebe
Ob Ombra mai fu nun "die wohl schönste Barockarie" ist, wie Regisseur Kay Link im Programmheft behauptet, sei dahingestellt; sicher ist sie eine der wirkmächstigsten Nummern Händels überhaupt [...] – und war Bestandteil des ersten Radioprogramms mit Wort- und Tonbeiträgen überhaupt, ausgestrahlt an Weihnachten 1906. In einer pantomimischen Szene ganz am Beginn zeigt die Inszenierung den historischen Moment, in dem eine kleine ausgelassene Partyrunde vor dem Radio tanzt, bei Händels Musik aber plötzlich innehält. Das könnte schnell im Kitsch enden, könnte einmal mehr die Oper auf eben diese eine Arie reduzieren, aber die Szene bekommt im Nachhinein, dazu später mehr, programmatische Bedeutung. Für einen Augenblick ist die Welt, ist auch der mächtige Perserkönig Serse (so die italienische Form) mit sich im Reinen. Was freilich die Ausnahme bleibt.

Trotz aller erotischen Ausschweifungen des in seinen Methoden nicht zimperlichen Herrschers gilt die musikalische Liebeserklärung Ombra mai fu gar keinem Menschen, sondern – einem Baum. Mit der untypischen Dramaturgie dieser Auftrittsarie gleich am Beginn der Oper charakterisiert Händel den Potentaten reichlich ambivalent, so agieren Herrscher eigentlich nicht, und gibt damit die Richtung auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Tragödie vor. […]

Und weil Händel zeitgeisttypisch fast alle Rollen für hohe Stimmen komponiert hat, der Serse von einem Kastraten, der Arsamene von einer Frau gesungen wird, ist die Oper aus heutiger Perspektive (zu einem Teil war das sicher zur Zeit der Uraufführung ähnlich) ein Spiel mit fluiden Geschlechterrollen.

Hier setzt die Inszenierung von Kay Link an: Er erklärt die von Serse verlassene Amastre kurzerhand zum Mann, und in dieser homoerotischen Beziehung liegt eben das Glück, das Serse in Ombra mai fu besingt. Einen Baum gibt es nicht; Serse wickelt Amastre in eine riesige Gardine, mehr ein Schleier, ein, während er singt. Aber am Ende ist der Geliebte verschwunden wie ein flüchtiger Traum – da gelingt Link und Ausstatterin Olga von Wahl ein starker Moment auf fast leerer Bühne, der den Rahmen für das weitere Geschehen setzt. Serses Bemühungen um Romilda wirken danach wie der Versuch, seiner Rolle als Mann gerecht zu werden. […]

Nach allen (Ver-)Wirrungen besinnt sich Serse letztendlich doch wieder auf seinen Baum vom Beginn der Oper – und hier darf er, wenn eigentlich alles vorbei ist, noch einmal die besagte Arie Ombra mai fu singen (man hört Maayan Licht gerne noch einmal zu), und so schließt der Regisseur den Bogen zur Eingangsszene. "Nie war ein Schatten teurer und schöner", heißt es übersetzt. Am Ende bleibt Serse nicht mehr als ein Schatten; die glückliche Liebe lässt sich nicht zurückholen. Somit wird die Oper auch zum mit leichter Hand inszenierten Lehrstück über den Missbrauch von Gefühlen und die damit verlorenen Chancen. Aber vor allem sitzt man drei kurzweilige Stunden staunend in einer großartigen und in ihrer Dramaturgie verblüffend aktuellen Barockoper, die ganz gegenwärtig erscheint.

Fazit: Eine musikalisch wie szenisch tolle Produktion, die unbedingt die Reise ins Lippische lohnt.

OMM (Online Musik Magazin)

(HIER finden Sie diese Rezension in voller Länge)

 

Zeitgemäße, temporeiche Inszenierung

Vater zweier Söhne, der ältere, Arsamene, wird auf seine künftige Aufgabe, das Königreich zu führen vorbereitet, der jüngere, Xerxes, kann sich frei entfalten – und Herrscher über Persien, steht vor der Übergabe der Macht, an die nächste Generation. Er zaudert und bestimmt den jüngeren zu seinem Nachfolger.

Der junge Xerxes entfaltet sich weiter frei, probiert sich aus, tut was er will, mal mit Frauen, mal mit Matrosen, mal mit einem Baum und manchmal auch allein. Seine Stellung als mächtigster Mann im Persischen Reich nutzt er aus. Es folgt durch die Sprunghaftigkeit Xerxes eine verwirrende Handlung die letztlich darin mündet, dass der Herrscher sich selbst ins Abseits stellt und es doch noch zu so etwas wie einem Happy End kommt. [...]

Dramatik und Komödie treffen sich durchaus in dieser zeitgemäßen, temporeichen Inszenierung von Kay Link.

Das Detmolder Premierenpublikum geizte nicht mit Szenen- und einem überbordenden Schlussapplaus für diese rundum gelungene Aufführung.

Kulturführer Ostwestfahlen Lippe (https://www.kulturfuehrer-owl.de)

Musikalische Leitung:
Regie:
Ausstattung:
Dramaturgie:
Licht:
Carsten-Alexander Lenauer